07.11.2024
12:05 - 12:50 Uhr

Vortrag
Processes & Workflows

Stefanie Leitner
VAIVA GmbH

Muss man unkontrollierbare Komplexität beim Testen hinnehmen?

Die Entwicklung im Automotive Umfeld bringt eine kontinuierliche Zunahme von Komplexität und Umfang der zu entwickelnden Softwaresysteme mit sich. Bei VAIVA arbeiten wir an der Entwicklung von Software für den Bereich Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) und Active Safety. In modernen Fahrzeugen sind zahlreiche dieser Funktionen integriert, darunter zum Beispiel der Spurhalteassistent und der Notbremsassistent. Darüber hinaus werden Fahrzeuge zunehmend vernetzter, sowohl untereinander wie auch mit ihrer Infrastruktur. Dadurch steigt auch der Umfang der Schnittstellen der Software, sowie die Menge der zu berücksichtigenden Daten. All diese Herausforderungen erfordern spezifische Software, die entwickelt, integriert und vor allem getestet werden muss.

Gerade der Aufwand für die Erstellung der nötigen Testfälle wird in den meisten Projekten gewaltig unterschätzt. Ein entscheidender Schritt bei der Erstellung der Testfälle ist die Spezifikation der erwarteten Ergebnisse. Oftmals werden diese manuell von Testern aus den Eingabewerten, basierend auf den vorgegebenen Spezifikationen, abgeleitet. Doch je komplexer die zu verifizierenden Funktionen und umso umfangreicher die zu nutzenden Schnittstellen werden, desto herausfordernder gestaltet sich die präzise Bestimmung dieser Referenzwerte.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie eine effiziente Referenzwertvorhersage gestaltet sein müsste, um dieser steigenden Komplexität gerecht zu werden.

In diesem Vortrag wird eine Methode vorgestellt, die unabhängig von spezifischen Tools arbeitet. Dabei erfolgt eine parallele Implementierung, die auf den jeweiligen Anforderungen basiert. Der Lösungsansatz wurde im Laufe mehrerer Projekte entwickelt und hat sich bei VAIVA als Standardvorgehen etabliert. Das Testorakel kommt insbesondere auf der Komponententest Ebene zum Einsatz.

Es werden im Vortrag folgende Aspekte beleuchtet:  

  • Implementierung des Testorakels: Basierend auf den gültigen Softwareanforderungen wird ein Testorakel erstellt. Ziel der Implementierung ist es, ein Testorakel zu entwickeln, das die erwarteten Ergebnisse der Software korrekt und effizient vorhersagt, ohne dabei alle Richtlinien für die Softwareentwicklung im Lieferkontext (wie z.B. MISRA) erfüllen zu müssen.
  • Testdurchführung: Bei der Testdurchführung werden die definierten Testfälle mit den entsprechenden Eingabedaten zusammen mit dem Testobjekt als Back2Back Test ausgeführt. Die zugehörigen Sollwerte werden mit Hilfe des Testorakels berechnet. Bei diesem Schritt werden die tatsächlichen Ergebnisse der durchgeführten Tests mit den Ergebnissen des Testorakels verglichen und so Fehler und Abweichungen von der Testbasis identifiziert.
  • Auswahlkriterien: Die Kriterien zur Auswahl der Methode und die Abwägung des Aufwands werden erläutert.

Mit Hilfe des Testorakels konnte die Testfallerstellung optimiert und der Aufwand für die Bestimmung der Referenzwerte signifikant reduziert werden.
Als größter Benefit hat sich darüber hinaus die Erhöhung der Testtiefe herausgestellt. Mit der gewählten Methode lassen sich ohne Mehraufwand Quereffekte aufdecken, die mit den üblichen Vorgehensweisen nicht aufgedeckt werden können.  Dies ist möglich, da bei jedem Testschritt alle Ausgangswerte des Testobjektes durch das Testorakel ermittelt und miteinander verglichen werden.

Stefanie Leitner, VAIVA GmbH

Stefanie Leitner, Bachelor of Engineering im Fach Elektro- und Informationstechnik, verfügt über mehr als 13 Jahre Erfahrung im Automotive Test Bereich. Seit 2011 ist Sie bei VAIVA GmbH (zuvor Automotive Safety Technologies) in verschiedenen Rollen wie Softwaretesterin, Testmanagerin oder Test-Lead für Projekte im Bereich Advanced Driver Assistance Systems und Active Safety tätig.

Aktuell ist Stefanie Leitner als Principal Software und Systemtest für die strategische Ausrichtung im Bereich Test bei VAIVA verantwortlich. Die Implementierung einheitlicher Testprozesse und -methoden gemäß ASPICE und ISO26262, aber auch die Entwicklung neuer, innovativer Testmethoden, gehören zu Ihren Aufgaben . Stefanie Leitner entwickelt eine unternehmensweite Teststrategie nach ISO29119. Darüber hinaus begleitet sie die Prozessumsetzung in verschiedenen Projekten. Auch schult und coacht Sie ihre Testkollegen.